Der Kieler Einzelhandel in der Innenstadt steht vor einem Problem: Während viele Kieler ihr Geld lieber in Shoppingcenter „auf der grünen Wiese“ tragen, werden die Touristen, die mit den zahlreichen Kreuzfahrt- und Fährschiffen in Kiel ankommen, direkt per Bus nach Hamburg kutschiert. Die Stadt Kiel plant daher eine Aufwertung der Innenstadt und hat in zahlreichen Werkstattgesprächen unter Beteiligung Kieler Bürger geplant, die Innenstadt ein wenig umzubauen. Als Ergebnis der Gespräche wurde entschieden, einen „Kleiner-Kiel-Kanal“ zu errichten, um zumindest optisch die beiden Wasserflächen „Bootshafen“ und „Kleiner Kiel“ miteinander zu verbinden.
Auf diese Weise soll – von oben gesehen – der Eindruck früherer Zeiten wieder heraufbeschworen werden, als eine Wasserverbindung die „Altstadtinsel“ Kiels umringte. Die Wasserfläche zwischen Kleiner Kiel und Bootshafen, die 1904 zugeschüttet wurde, soll wieder entstehen und die Innenstadt, insbesondere die Holstenstraße zwischen dem Alten Markt und dem Asmus‐Bremer‐Platz, aufwerten. Im Gegensatz zu damals soll der „Kanal“ jedoch nur optisch entstehen, in dem mehrere Einzelbecken mit einer Rohrverbindung die aktuelle, unterirdische Kanalisation ersetzen soll. Befürworter dieser Umbauten ist allen voran der Kieler Bürgermeister Peter Todeskino.
Heiß umkämpfter Planungswettbewerb
Auf die Ausschreibung der Stadt Kiel meldeten sich insgesamt sieben Arbeitsgemeinschaften, die an dem Wettbewerb teilgenommen und ihre Vorschläge für das Projekt eingereicht hatten. Die Wettbewerbsjury, deren Vorsitzender der ehemalige Leipziger Stadtplanungsamtsleiter Wolfgang Kurz ist, hat am 21. November den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Becker Giesecke Mohren Richard (Berlin) /yello z urbanism architecture (Berlin) /Ingenieurbüro Obermeyer (Potsdam) zum Sieger gekürt.
„Der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Entwurf zeigt in besonderer Weise, wie man mit dem Stadtraum einfühlsam umgehen, Gewässerhydraulik und –biologie berücksichtigen und zudem pfiffige Ideen liefern kann“, so Bürgermeister Todeskino.
Der Autoverkehr wird verbannt
Der mit 15.000 Euro dotierte Siegerentwurf zeigt zwei Wasserbecken, die vom Berliner Platz bis zum Martensdamm reichen. Die beiden Becken werden durch einen „Damm“ geteilt, welcher sich an der Stelle der historischen Holstenbrücke befindet. Auf der linken Seite (Meislahn/HypoVereinsbank) befindet sich die neue Straßenführung, die für den Autoverkehr gesperrt ist. Lediglich Busse und die geplante StadtRegionalBahn dürfen nach dem Willen der Stadtplaner dort in Zukunft fahren. Um die Wasserqualität zu gewährleisten sollen Pumpen das Kanalwasser auf die mit Schilf bewachsenen Bodenfilter pumpen. Das gereinigte Wasser fließt dann, oberhalb der Kanalsohle, wieder ins Becken.
Bei den Kosten in Höhe von ungefähr 9,6 Millionen Euro ist Optimismus angesagt. Zwar übernimmt das Land 60 Prozent der Projektkosten und auch die Anleger werden durch die Kostenumlage (nach dem Kommunalabgabengesetz) an den Kosten beteiligt, trotzdem muss die Stadt die restliche Mittel aufbringen und damit ein weiteres Projekt finanzieren. Doch selbst wenn der Kleine Kiel Kanal nicht realisiert werden sollte, müssen sowohl Straße als auch Kanalisation dringend saniert werden, so dass sich weder Stadt noch Anrainer vor Baumaßnahmen und den damit verbundenen Kosten drücken können.
Weitere Informationen zum „Kleinen Kiel Kanal“ finden sich unter Kiel.de/Stadtentwicklung
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