Die Interkulturelle Woche zeigt mit ihrem Programm ein facettenreiches und oft persönliches Bild von Menschen mit Migrationshintergrund. Die internationalen Kulturen und Religionen prägen Kiel mit. „Eine Stadt für alle – Kiel ohne Rassismus“ lautet daher das Motto der 21. Interkulturellen Woche vom 21. bis 29. September. Das städtische Referat für Migration organisiert gemeinsam mit 106 Mitveranstaltern die Interkulturelle Woche in Kiel, die sich in diesem Jahr vor allem open air präsentiert.
In diesem Jahr ist die Landeshauptstadt Kiel Veranstaltungsort für den bundesweiten Auftakt zur Interkulturellen Woche. Gemeinsam mit dem bundesweiten Ökumenischen Vorbereitungsausschuss gestaltet die Landeshauptstadt die zentrale Auftaktveranstaltung mit fünf Elementen am Sonnabend, 21. September.
Das Programm ist vielfältig
Fröhlich und kreativ startet das Auftaktprogramm mit dem interkulturellen Umzug. Mit Liedern für Frieden und Gleichberechtigung der Kulturen und des Ernst-Busch-Chores Kiel beginnt der Umzug am 21. September um 14.30 Uhr auf dem Ernst-Busch-Platz am Germaniahafen auf dem Hörn-Ostufer. Von dort geht es um die Hörnspitze durch die Innenstadt zum Alten Markt.
Wenn die Trommeln den Zug an besonderen Orten auf dem Weg durch die Stadt stoppen, gibt es kurze Statements zu Diskriminierung, Zivilcourage und Rassismus früher und heute: Zum Start auf dem Ernst-Busch-Platz stellt ein Mitglied des Ernst-Busch-Chors den Namensgeber vor: Der Sänger und Schauspieler Busch (1900 bis 1980) steht für Frieden und Gleichberechtigung der Kulturen. Vor dem Bahnhof auf dem Platz der Kieler Matrosen spricht Ulrich Stangen von der IG Metall über den Matrosenaufstand von 1918, der das Ende des Ersten Weltkrieges einläutete. Christel Piper von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes geht im Gängeviertel auf Höhe der Sparkassen-Arena auf die Judenverfolgung ein. Vor dem Opernhaus erinnert Generalintendant Daniel Karasek an den Überfall von Neonazis auf einen Künstler des Theaters im Jahr 2009.
Jugendorganisationen sind in besonderer Art beim Umzug aktiv: Sie organisieren einen Flashmob und laden alle ein, mitzumachen. Getanzt wird nach dem italienischen Song Il Pulcino Pio (Das kleine Küken piept), der als Ohrwurm das Radio und Internet erobert hat. Ansehen können sich Interessierte das Video unter dem Link: http://www.youtube.com/watch?v=C6t-JB3M1K8
Gegen 17 Uhr erreicht der große Umzug den Alten Markt. Dort halten Landtagspräsident Klaus Schlie und Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke auf einer Bühne vor der St. Nikolaikirche Grußworte. Die Glocken der Nikolaikirche läuten um 18 Uhr zum bundesweiten Ökumenischen Gottesdienst „Wer offen ist, kann mehr erleben“ mit Metropolit Augustinos Lambardakis (Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland), Landesbischof Gerhard Ulrich (Evangelisch-Lutherische Nordkirche) und Weihbischof Norbert Werbs (Erzbistum Hamburg). Zu diesem Gottesdienst sind Menschen jeder Religion und Kultur herzlich eingeladen. Außerdem wird von jungen Flüchtlingen aus dem Projekt „Land in Sicht – Handwerk ist interkulturell“ vor der Nikolaikirche eine symbolische „Mauer“ errichtet zum Motto der bundesweiten Interkulturellen Woche „Rassismus entsteht im Kopf. Offenheit auch“. An dieser Mauer bringen sie ihre eigenen Wünsche an, die von Passantinnen und Passanten vor der Kirche vielleicht erfüllt werden können. Außerdem können alle die Mauer nutzen, um ihre eigenen Erfahrungen zum Thema Rassismus anzuvertrauen.
Der Bundesauftakt der Interkulturellen Woche endet mit dem Empfang im Rathaus um 19 Uhr. Stadtpräsident Hans-Werner Tovar begrüßt gemeinsam mit Gabriele Erpenbeck, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses zur bundesweiten Interkulturellen Woche, die Gäste. Die Schule für Schauspiel in der Landeshauptstadt Kiel spielt Theaterszenen zum Thema „Rassismus im Alltag“. Afghanische Musik mit Jawad Orozghani und Younes Rahmani runden den Abend ab.
Neues Konzept: Open-Air-Thementage
Seit 1993 gibt es die Interkulturellen Wochen in Kiel. In diesem Jahr ist die Veranstaltungsreihe „nur“ eine Woche lang. Diese ist aber reich an geballter Programmvielfalt. Neu ist: Es gibt Open-Air-Thementage zu den Punkten Flüchtlinge, Jugend, Schulen und Antirassismusarbeit auf dem Asmus-Bremer-Platz. Breakdance, Musikvideos, Mitmachaktionen und Musicaleinlagen präsentieren Kieler Schulen und Gruppen am Thementag Jugend (25. September) unter dem Motto „Vielfarbigkeit ist cool – Schulen ohne Rassismus“. Der „Aktionstag gegen Rassismus“ (26. September) widmet sich der Arbeit gegen Rassismus und für mehr Toleranz: Kieler Einrichtungen stellen sich vor und beim Trommelworkshop „Rhythms of Resistance“ ist Mitmachen angesagt. Die Ausstellung „Friedhof rechter Gewalt“ zeigt, welche Konsequenzen die extremste Form von Rassismus und Diskriminierung hat. Am bundesweiten Tag des Flüchtlings (27. September) informieren Vereine und Gruppen aus der Flüchtlingsarbeit über die Situation von Flüchtlingen. Jugendliche aus Afghanistan laden Interessierte zum Bauen von Flugdrachen ein. Auf dem Interkulturellen Jugendtag „Ich denke bunt“ (28. September) gibt es Workshops zum Thema Ausgrenzung und das Spielmobil des Jugendwerkes der Arbeiterwohlfahrt. Auf der Bühne wird getanzt, gesungen und Theater gespielt.
Interkulturell, informativ und interessant wird es auch auf weiteren Veranstaltungen. Der „Afrika Abend“ verwandelt das KulturForum am Sonnabend, 21. September, in einen afrikanischen Festplatz mit Musik, Tanz, Kulinarischem und Kunsthandwerk. Auf der interreligiösen Stadtrundfahrt am Sonntag, 22. September, werden Einrichtungen verschiedener Weltreligionen besucht. Ein beeindruckendes Stimmungsbild mit Erinnerungen an Flucht, Migration und Neuanfang zeigt die Ausstellung „Postkarten an die Heimat“ im Kirchenkai der Katholischen Probsteigemeinde St. Nikolaus. Die Plakatausstellung „Welche Hautfarbe siehst du?“ vom 23. September bis 7. Oktober im Landeshaus zeigt 30 Plakate von Schülerinnen und Schülern der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule und Studierenden der Fachhochschule Kiel. Fantasievoll beschäftigten sie sich mit der Frage, was für sie Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus bedeuten.
Wie öffnen sich Türen für mich auf dem Arbeitsmarkt? Dieser Frage widmet sich das Frauennetzwerk zur Arbeitssituation e.V. auf der Veranstaltung „Beruflich angekommen in Deutschland“ am Mittwoch, 25. September. Die Veranstaltung „Wege in die Mitte: Die Rolle von Frauen in der rechtsextremen Szene“ am Mittwoch, 25. September, im Rathaus beleuchtet rassistische Einstellungen und rechtsextrem motivierte Handlungen von Frauen, die häufig aus dem Blick der Öffentlichkeit geraten. Die Veranstaltung möchte Präventionsmaßnahmen aufzeigen.
Kinder und Familien finden zur Interkulturelle Woche ein vielfältiges Angebot
Wie heißt Elefant auf Japanisch oder Krokodil auf Polnisch? Für die ganz Kleinen bietet die Stadtbücherei Kiel zweisprachiges Bilderbuchkino an: In „Hilfe“ wartet ein Krokodil, das in ein Loch gefallen ist, auf Rettung (Deutsch und Polnisch, 24. September, Stadtteilbücherei Mettenhof). In „Kamfu mir helfen?“ versucht ein Elefant gemeinsam mit Freunden seinen Rüssel wieder gerade zu biegen (Deutsch und Japanisch, 24. September, Zentralbücherei). Eine schlaue Maus erfindet in „Der Grüffelo“ ein Ungeheuer, das ihre Feinde in die Flucht schlägt (Deutsch und Türkisch, 26. September, Stadtteilbücherei Gaarden). In „Der geheimnisvolle Ritter Namenlos“ zeigt die Königstocher Violetta auf einem Turnier, wie mutig sie ist (Deutsch und Französisch, 27. September, Stadtteilbücherei Elmschenhagen).
Austoben und ausprobieren können sich beim 3. interkulturellen Sport- und Spielfest am Sonntag, 29. September, im Sport- und Begegnungspark auf dem Ostufer und in der Coventryhalle Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Dafür gibt es viele kleine und große Spiel- und Sportangebote für die ganze Familie zum Mitmachen und Zuschauen. Mit dem Interreligiösen Gebet geht die Interkulturelle Woche am Sonntag, 29. September, zu Ende. Verschiedene Religionsgemeinschaften laden um 12 Uhr in die Pumpe zum gemeinsamen Gebet ein.
Weitere Informationen
Das Programmheft der Interkulturellen Woche 2013 liegt aus in den Rathäusern, im Stephan-Heinzel-Haus (Wilhelmplatz), bei der Tourist-Information, in Kulturzentren, Restaurants und Gaststätten sowie in städtischen Einrichtungen und in den beteiligten Institutionen.