Ein Urban-Gardening-Projekt für Menschen mit Behinderung – möglich gemacht von Stadt, Studenten und einer Behinderteneinrichtung – sorgt für neues Grün mitten in der Stadt: In drei Hochbeeten auf dem Grünstreifen neben dem Walkerdamm können nun Behinderte im Rollstuhl „ihre“ Pflanzen betreuen.
Die Leiterin der am Walkerdamm beheimateten Tageseinrichtung war im vergangenen Jahr an das Grünflächenamt herangetreten: Edda Albertsen hatte die Bitte, auf der der Einrichtung vorgelagerten schmalen Rasenfläche einige Blumen pflanzen und gärtnerisch tätig werden zu dürfen.
Das Grünflächenamt hat grundsätzlich nichts gegen Urban Gardening, bei dem privates Gärtnern im öffentlichen Raum möglich ist. Mit dem vorgestellten Projekt war das Amt aber nicht so recht einverstanden.
Die Stadtgärtner wollten jedoch den zwölf Tagesgästen dieser Einrichtung, von denen zehn im Rollstuhl sitzen, das Gärtnern ermöglichen und angenehm machen. Daher schlugen sie vor, bepflanzbare Hochbeete für die Fläche an der Straße zur Verfügung zu stellen. Auf diese Art werden bundesweit Möglichkeiten für das Urban Gardening auf versiegelten Flächen geschaffen. Dort dürfen die Einwohnerinnen und Einwohner selbst Blumen und Gemüse nach eigenen Wünschen anpflanzen.
Dann kam der Zufall hinzu: Fast gleichzeitig bat die Universität das Grünflächenamt, den Studenten eines Seminars zum Thema Urban Gardening die Erfahrung der Verwaltung mit dieser Materie zu vermitteln. Da schlug der städtische Landschaftsarchitekt Reiner Peters den Studenten vor, das „Projekt Walkerdamm“ nach ihren ersten eigenen Überlegungen auch praktisch zu planen und zu bauen.
Zehn Studenten sagten ihre Teilnahme zu und arbeiteten mehrere Wochen lang an der Umsetzung dieser Idee. Zunächst wurde in den Räumen des Grünflächenamtes geplant, wobei die Betreuer der Tageseinrichtung einbezogen wurden.
Anschließend wurden die Hochbeete aus Holz in der „Werk Statt Konsum“ in der Alten Mu am Lorentzendamm gebaut. Unter Anleitung eines Zimmermanns machten viele der Studenten ihre ersten Erfahrungen mit handwerklichen Holzarbeiten. Dabei lernten sie den Umgang mit Sägen, Bohrer und Zollstock sowie zahlreichen Elektrowerkzeugen.
Die Kosten für die Hochbeete betragen rund 1.300 Euro und wurden aus Spenden und Unterhaltungsmitteln sowie nachhaltig wiederverwendetem Baumaterial des Grünflächenamtes getragen. Die Hochbeete sind in der Höhe und der Unterfahrbarkeit so gestaltet, dass Rollstuhlfahrer gut an die Erde und die Pflanzen herankommen. Daher stehen die Hochbeete auch nicht auf Rasen, sondern auf neu verlegten Ziegelsteinen.