Licht und Schatten gibt es derzeit in finanzpolitischen Fragen bei der Kieler OB Gaschke. Während Teile der Ratsversammlung zu Recht nachfragen, wieso bei ihrer einsamen Entscheidung, einem Steuerschuldner einen Teil seiner Strafe zu erlassen zahlreiche demokratische Gremien außer Acht gelassen wurden, war sich eben diese Ratsfraktion bei einer anderen Entscheidung einig. Einstimmig wurde dort die Anfrage begrüßt, den Aufsichtsratsposten bei der Fördesparkasse lieber an einen Finanzfachmann zu übergeben.
Im Verwaltungsrat der Fördesparkasse sitzen nach dem Zusammenschluss politische Vertreter genauso wie Finanzvorstände der einzelnen Sparkassen und Arbeitnehmervertreter. Der Kieler Oberbürgermeister ist qua Amt ebenfalls Teil dieses Aufsichtsrates. „Ich habe bei der Ernennung zur Oberbürgermeisterin automatisch 29 Aufsichtsratsmandate übernommen“, erzählte die ehemalige Zeitungsherausgeberin. „Das ist für eine OB eine unrealistische Aufgabe“. Die Chefin der Verwaltung zu sein, sei bereits ein „fulltime-Job“.
Aufsichtsräte sollen aktiv begleiten und kontrollieren – gerade bei einer Bank sei daher Sachverstand „unheimlich wichtig“. Deshalb habe sie sich entschieden, mit Dr. Klaus Rave einen ausgewiesenen Finanzfachmann als ihre Vertretung zu gewinnen. Rave war mehr als 15 Jahre lang bis zum Eintritt in den Ruhestand Anfang 2011 in der schleswig-holsteinischen Investitionsbank tätig (seit 1995 als Geschäftsleiter und mit der Verselbstständigung der Bank im Jahr 2003 als Vorstand). Auch Götz Bormann, Vorstandsvorsitzender der Förde-Sparkasse, begrüßte diese Entscheidung. Man kenne sich aus Raves aktiver Zeit und er sieht in diesem kompetenten Mann im Verwaltungsrat eine gute Ergänzung. Rave selbst hatte sich ein wenig Bedenkzeit genommen, bevor er sich entschied. Nun wolle er diesen „Vertrauens-Vorschuß“, den er erhalten habe, im Interesse der Kieler Bürgerinnen und Bürger erfüllen.
Dr. Susanne Gaschke wird weiterhin in direktem Kontakt zur Fördesparkasse stehen und an Verbandsvertreterversammlungen teilnehmen. Sie sieht in ihrer Entscheidung, eine solch verantwortungsvolle Aufgabe an einen Fachmann abzutreten, auch eine „Leuchtturmfunktion“. „Vielleicht setzen wir auch überregional ein Zeichen“, so die 46-jährige. „Wir brauchen Menschen, die politisch denken, aber auch Sachverstand in die Verwaltungsräte mitbringen.“ Die Bedeutungs eines politischen Würdenträgers summiere sich nicht aus den Aufsichtsratsposten. Ein wenig hat sie jedoch auch gepokert – während die Einladung zur Vorstellung von Dr. Rave als ihrem Vertreter bereits einige Tage zuvor erfolgte, wurde dieser Vorschlag erst am Abend vor der Pressekonferenz von der Ratsversammlung einstimmig angenommen.