Traumhafte Stunden verspricht die 3. Kieler Nacht der Kirchen am Freitag, 20. September. Gleich 19 Kirchen von Altenholz quer durch die Innenstadt bis nach Elmschenhagen machen ihre Türen weit auf. Für die Besucher haben die Gemeinden ab 19 Uhr ein spannendes und zugleich entspannendes Programm vorbereitet. Denn die Nacht steht unter dem Motto „… und wovon träumst Du?“, angelehnt an das berühmte Zitat von Martin Luther King „I have a dream“.
In Maria-Magdalenen in Elmschenhagen schweben sphärische Harfenklänge und Luftblasen durch die Kirche, in St. Jürgen steht hinterm Paravent ein Sofa zum romantischen Küssen und die Bauernhauskirche St. Gabriel in Russee ist in neues Licht getaucht. Traumwandlerisch von Kirche zu Kirche, einfach genießen, das ist eine Variante von „. und wovon träumst Du?“, dem Motto der 3. Kieler Nacht der Kirchen.
Dagegen setzt die Sozialkirche in Gaarden es eher unkonventionell und durchaus kritisch um: mit Rockmusik, Improtheater und mit Texten von Martin Luther King. Was bedeutet seine Vision von damals für diesen Problemstadtteil heute, 50 Jahre danach? „Träumen von einer schöneren Welt heißt auch Träumen von Gerechtigkeit“, findet Pastorin Britta Timmermann aus dem Nacht-der-Kirchen-Organisationsteam. „Deshalb möchten wir mit Veranstaltungen wie in Gaarden die Menschen anregen, sich nicht einfach mit der Welt abzufinden, wie sie eben ist.“
Einen anderen Traum, nämlich den vom schnellen Reichtum, hat Charlie Chaplin in der St. Nikolaikirche am Alten Markt. Sein Stummfilm „Goldrausch“ flimmert dort um 22 Uhr über die Leinwand, ausgefallen begleitet mit Orgelimprovisationen live.
Und gleich noch einmal Kino gibt es an diesem Abend, nicht in, sondern gleich neben der Kirche im Studio-Filmtheater. Die Baptisten holen das preisgekrönte Psychodrama „Gnade“ zur Nacht der Kirchen nach Kiel, in den Hauptrollen Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr. Eine Frau fährt ein Mädchen tot, begeht Fahrerflucht und das Leben nimmt unerwartete Wendungen. „Dieser Film hat es wirklich in sich“, findet Baptistenpastor Helge Frey. „Deshalb wollen wir mit den Besuchern hinterher diskutieren und haben dazu Psychologen aus der Beratungsarbeit und Theologen eingeladen.“ Frey sieht darin auch eine Gelegenheit, über christliche Inhalte ins Gespräch zu kommen.
Eher ihre Träume treiben lassen, können die Besucher der St. Heinrich-Kirche. Fünf Chöre bringen Lieder zum und übers Träumen mit. Danach stellt Prof. Bernhard Schwichtenberg Traumbilder vor. „Ich habe in zwei Kölner Ausstellungen Fotos von christlicher Kunst gemacht und die verbinden wir an diesem Abend mit behutsamen musikalischen Improvisationen: mit Saxofon, Klavier und Schlagzeug“, verspricht der Künstler. Als Kontrast dazu gibt der Jugendchor „Rich Sound“ zum Abschluss ein mitreißendes Gospelkonzert in St. Heinrich.
Träumen kann auch kreativ machen. In Mettenhof basteln die Besucher in der ökumenischen St. Birgitta-Thomas-Kirche „traumhafte Lampen“. Dazu gibt es Schwarzlichttheater und alkoholfreie Cocktails. Katholische und evangelische Gemeinden arbeiten nicht nur dort eng zusammen. „Das ist für mich ein Grund, mich bei der Nacht der Kirchen zu engagieren“, erklärt Prof. Bernhard Schwichtenberg, „Wir möchten das ökumenische Netz in unserer Stadt tragfähiger machen, zwischen Katholiken, Lutheranern und Freikirchen.“
Die Nacht der Kirche motiviert darüber hinaus viele Leute in den Gemeinden. Rund 500 Menschen machen mit, hauptsächlich Ehrenamtliche. „Das ist ein tolles Engagement der Menschen an der Basis, über das ich mich riesig freue und das wir als Kirchenkreis Altholstein nur unterstützen können“, lobt der Kieler Propst Thomas Lienau-Becker.
Für die Besucher wünschen sich die Macher neue Eindrücke: dass die Kirche anders sein kann, als man sich das vielleicht vorstellt. Dafür können sie in dieser Freitagnacht eine ganz eigene Atmosphäre erleben. Damit sich jeder sein Lieblingsprogramm zusammenstellen kann, gibt es einen Veranstaltungsflyer, der in den Kirchen ausliegt. Alle Angebote finden sich auch im Internet unter www.nachtderkirchen-kiel.de.