Forschungsgerät Vibrocorer erschließt neue Horizonte für die Kieler Küstenforschung

Erfolgreiche Premiere für neues Forschungsgerät in der Kieler Förde – Vibrocorer erschließt neue Horizonte für die Kieler Küstenforschung

Die Küstenforschenden unter den Kieler Meereswissenschaftlern können sich über ein neues Forschungsgerät freuen. Der vom Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ angeschaffte „Vibrocorer VC-600“ verschiebt die Grenze des Machbaren in der Probenentnahme von sandigen Sedimenten im Flachwasser: Das Forschungsgerät dringt sechs Meter in den Meeresboden vor und schafft damit neue Einblicke in die vom Klima oder durch Menschen beeinflusste Entwicklungsgeschichte von Küsten.

Im Rahmen einer Erprobungsfahrt an Bord des Kieler Forschungsschiffes „Alkor“ wurde kürzlich ein neues Bohrgerät zur Sedimentprobenentnahme an die Christian-Albrechts-Universität übergeben und steht ab sofort den Meeresforschenden des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ zur Verfügung. „Wir lernen aus der Vergangenheit für die Zukunft. Wenn wir wissen, wie die Küsten auf einen Meeresspiegelanstieg von mehr als zwei Metern innerhalb nur eines Jahrhunderts reagiert haben – diesen Anstieg gab es in der Geschichte der Ostsee – dann können wir auch die Reaktion der Küsten auf einen Meeresspiegelanstieg in der Zukunft besser vorhersagen. Dazu benötigen wir aber die notwendigen Sedimentproben. Und die bekommen wir nur, wenn wir entsprechende Geräte einsetzen können“, sagt Küstengeologe Dr. Klaus Schwarzer von der Christian-Albrechts-Universität. Ein solches ist nun in Form des „Vibrocorer VC-600“ verfügbar. Die in Rostock entwickelte Apparatur kann bis zu sechs Meter lange Probenkerne ziehen und rüttelt dazu motorgetrieben ein Entnahmerohr in den Meeresboden. Damit erreicht es die doppelte Leistung der bisher zur Verfügung stehenden Gerätschaften mit bis zu drei Metern Kernlänge.

Länger bedeutet in diesem Fall aussagekräftiger, da so ein längerer Zeitraum in der Ablagerungsgeschichte der Meeressedimente sichtbar wird. Im Fall der westlichen Ostsee erschließen sich so zum Beispiel die seit der letzten Eiszeit abgelagerten Sedimente in einem einzigen Bohrkern. Der Vibrocorer eignet sich insbesondere für sandige Untergründe, die sich der Probenentnahme mit den normalerweise eingesetzten Kernloten entziehen. Das neue Gerät lässt sich zudem leicht zerlegen und auf unterschiedliche Schiffstypen anpassen. Auf größeren Schiffen kommen die vollen sechs Meter Kernlänge zum Einsatz, für kleinere lässt sich die gesamte Apparatur auf die halbe Größe reduzieren und kann so auch in sehr flachen Küstengewässern genutzt werden.

Erfolgreiche Premiere für neues Forschungsgerät in der Kieler Förde: Vibrocorer (Bild: Uni Kiel)

Erfolgreiche Premiere für neues Forschungsgerät in der Kieler Förde: Vibrocorer (Bild: Uni Kiel)

Schon am Erprobungstag am 14. August konnte der neue Vibrocorer eindrucksvoll seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die „Alkor“ steuerte dazu eine bereits früher untersuchte Position auf dem Grasberg bei Schilksee an. Dort wo bisher nur wenig aussagekräftige Proben gewonnen werden konnten, zeigte gleich der erste mit dem Vibrocorer gezogene Kern interessante Ergebnisse: Die geborgenen Sedimentschichten, die teilweise sandige Strandsedimente enthielten, reichen zeitlich bis in frühe Entwicklungsphasen der Ostsee zurück und wurden zum Teil abgelagert, als die Ostsee noch ein Süßwassersee war. Anhand der Zusammensetzung und zeitlichen Abfolge solcher Ablagerungen können die Küstenforscher die Meeresspiegelschwankungen der Vergangenheit genauestens rekonstruieren und so ihre Vorhersagemodelle für den künftigen Meeresspiegelanstieg verbessern.

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